24. Januar 2010

Auf dem Viehmarkt

Gestern war ich auf einer Single-Party. Fisch sucht Fahrrad, die angeblich größte in Berlin. Ob es der wachsende äußere oder innere Druck war, der mich dazu veranlasst hat, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall möchte ich mir nicht vorwerfen (lassen), ich hätte es nicht wenigstens versucht!
Also heißt es wach bleiben an einem Freitag Abend bis Mitternacht, sich dann für das maritime Outfit entscheiden und raus in die Kälte. Es sind gefühlte minus 20 Grad, der Vorteil daran ist einzig und allein der, dass er die Entscheidung rechtfertigt, mit dem Taxi zum Ort der Veranstaltung zu fahren. Einlasskontrolle, ich habe keinen Personalausweis dabei, muss ihn auch nicht zeigen. Ich scheine älter auszusehen als 25. Diese Altersgrenze lässt die Mädels nach mir in Stiefel, Minirock und langen, blonden Haaren fluchend umkehren. Super, Konkurrenz verringert. Acht Euro Eintritt und ein kostenloses Bonbon später stehe ich in der zugigen Eingangshalle bei voller Beleuchtung und warte auf meine Single-Freundinnen. Ein Gefühl von Scham überkommt mich. Was mache ich hier eigentlich? Ich hoffe nur, man sieht mir die Verzweiflung nicht so direkt an, wie einigen anderen Gästen hier. Ich reiße mich zusammen, es werden wohl alle ein mulmiges Gefühl haben. Die Mädels sind da, die Jacken abgegeben, die Nummern auf's Dekolleté geklebt. Gott, wie peinlich. Man kann sich Nachrichten an die jeweilige Person mit der entsprechenden Nummer schreiben. Im Laufe des ganzen Abends machen das nur sechs Leute. Vielversprechender ist da der Gang an die Bar. Es fühlt sich ein bisschen an wie auf dem Viehmarkt. Man wird regelrecht angeklotzt, von allen Seiten, wo man auch geht oder steht. Ich brauche dringend etwas zur Senkung der Hemmschwelle, noch einen Sekt bitte!
Die Musik ist mittelmäßig, ein Raum mit Rock, einer mit Techno, einer mit Schmusesongs. Noch ist der dritte leer. Wir versuchen zu der Rockmusik zu tanzen. Schon kommt der erste Mann auffallend nah. "Hallo, hast du Lust ein paar Worte zu wechseln?" Ich schaue ihn an. Nicht ein Haar auf dem Kopf und ein schiefer Mund." "Hast du noch einen Freund dabei? Wir sind drei Mädels." Er geht und kommt im Doppelpack zurück. Auch nicht besser. "Wollen wir wohin gehen, wo es ruhiger ist?" "Äh, eigentlich nicht." "Schade, du hast so eine interessante Ausstrahlung." Ich frage mich erneut, was wir hier eigentlich machen. Der nächste: "Deine Nummer ist im BGB ein Artikel zur Haftungsbegrenzung bei öffentlichen Versteigerungen." Was für ein Anmachspruch! Der Jurist in der Trainingsjacke sieht ganz neckisch aus, ist aber einen halben Kopf kleiner als ich. Sorry, das geht gar nicht. Noch einen Sekt bitte. Keiner der Herren kommt auf die Idee, uns ein Getränk zu spendieren. Wir tanzen weiter. Schon wieder einer mit Glatze. Bitte nicht! Sein Freund ist klein und komisch und so von sich überzeugt, dass ich nur noch mit dem Kopf schütteln kann. Nach drei Stunden die Einsicht: Es wird nicht besser. Ab nach Hause. Fazit des Abends: 45 Euro für die Gewissheit, dass sich meine Zielgruppe hier nicht herumtreibt. Gut zu wissen.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

armes Kind!!! Grüße,Papa!glitil

24. Januar 2010 um 22:07  
Anonymous Anonym said...

Schöne Worte für diesen Abend ... man hät´s nicht besser beschreiben könnnen!!!

25. Januar 2010 um 19:43  

Kommentar veröffentlichen

<< Home