
Auf meinem Balkon ist der Schnee in den letzten Stunden höher gewachsen als ich groß bin, wenn ich auf meinem Sofa liege. Nur noch die untersten Lichter meines Weihnachtsbaumes leuchten durch die dicke Schneedecke. Die Dachfenster in den anderen Zimmern lassen keinen Spalt Licht mehr herein. Ich gehe heute weder ins Kino noch tanzen, ich bleibe drin. Trinke frischen Tee aus Ingwer- und Orangenstückchen und esse selbst gekochte Hühnersuppe. Meine erste eigene Hühnersuppe hat mir eine Brandblase am Daumen (Töpfe auf einem Herd sind heiß), einen Berg dreckiges Geschirr (drei Töpfe sind nötig für eine einzige Hühnersuppe mit Nudeln und Eistich) und eine Herausforderung an meine Geschmacksnerven eingebracht. Die Suppe schmeckt nämlich nach nichts. Hab ich zu wenig Salz drangemacht? Oder ist es die Erkältung, die meine Zunge betäubt? Hab ich mich schon so an Aromastoffe und Maggi-Gewürze gewöhnt? Ich werde abwarten und nochmal probieren, es sind ja noch fünf Portionen übrig. Damit hab ich mir doch noch einen Lebensmittelvorrat angelegt. Falls die Schneedecke mir über den Kopf wächst ...
Eine Stunde später:

Soeben habe ich entdeckt, dass mir die Schneedecke bereits über den Kopf gewachsen ist! Auf meinem Dach hat sich eine Art Überhang gebildet, einen halben Meter dicke Schneeschichten warten nur darauf, mit einem lauten, dumpfen Knall auf meinem Balkon zu rutschen. Mir wird das langsam ungeheuerlich. Irgendwas scheint in der Luft zu liegen. Gestern habe ich, ohne mir des Versäumnisses bewusst zu sein, das Restaurant, in dem ich zu Abend aß, ohne zu zahlen verlassen. Soeben war ich der festen Überzeugung, dass das Präteritum von "ich esse" "ich ieß" heißt, erst als ich nachschlug, ob das tatsächlich so geschrieben wird, fiel mir der Fehler auf. Heute Nachmittag hat die freundliche Bäckersfrau mein halbes Roggenbrot falsch herum in die Brotschneidemaschine gelegt. Jetzt habe ich Querscheiben, zum Glück nur von einem halben Kastenbrot, so dass die Fläche des Aufstrichs nicht viel größer ist als bei einer richtig geschnittenen Scheibe Brot. Wenn man's genau nimmt, ist das noch schlimmer, als die Brotscheibe einfach nur von der falschen Seite zu bestreichen. (Es ist umstritten, ob die Grundfläche oder die zu bestreichende Fläche die größere sein soll, also wie rum das Brot auf dem Brett liegt - diese Frage stellt sich natürlich nur bei runden und ovalen Broten, nicht bei Kastenbroten). Nutzt man die maximale Streichfläche aus oder will man lieber eine stabile Lage gewährleisten? So eine Brotscheibe kann schon auch mal kippeln ... Liebe Eltern, wenn ihr euch jetzt fragt, was ich für einen Mist schreibe, ich kann mich an diese Diskussion im Familienkreis lebhaft erinnern!
Zwei Stunden später:

Die Lawine ist vom Dach gerutscht. Schneetrümmer auf meinem Balkon.
2 Comments:
Liebe Jenny,
ich aß heute bunte Nudeln mit Hähnchenschnitzel, darüber geriebenen Ziegengouda. ;-))
Und zugeschneite Dachfenster kenn ich bisher nur aus diversen Ferienwohnungen in den Alpen - da fühlt man sich wie in einer Höhle, es ist dunkel im Zimmer, weil der Schnee nicht vom Fenster runterrutscht.
Aber keine Bange, irgendwann scheint wieder die Sonne und dann brauchst Du Gummistiefel, um durch den Schneematsch laufen zu können....
LG aus dem ebenfalls tiefverschneiten Sachsen!
Ich bekräftige hier noch einmal, daß Du einen Schnellkochtopf brauchst. Leider ist der nächste Geburtstag erst wieder im November: Mist!
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