2. November 2009

Sonntagsneid

GEHE NIEMALS ALS SINGLE AM SONNTAGNACHMITTAG IN DEN VOLKSPARK. NIEMALS.

Der Sonntag ist ja sowieso schon latent melancholisch, egal wie man ihn gestaltet. So verlockend es an einem Herbstnachmittag auch sein kann, die letzten Sonnenstrahlen durch die gelbroten Blätter zu genießen, es ist eine ganz schlechte Idee, das im Volkspark Friedrichshain zu tun. Es sei denn du bist mit deinem Status "alleinstehend" überaus zufrieden und empfindest keinerlei Gefühle beim Anblick von hundert glücklichen Kleinfamilien, wie sie mit ihren schicken Outdoor-Jacken und ein bis drei Kleinkindern die Wege entlang schlendern, wie sie ihren Kindern jegliche Erziehung verwehren, wie sie dich böse anschauen, wenn das Laufrad ihres Sprösslings in deine Hacken fährt.
Wie sie nach Einbruch der Dämmerung die Kleinsten wieder in die Sportwagen packen und ausdauernd "Simon" in die Dunkelheit brüllen. "Siiiiiimon, wo bist duuuuuuu?????" Es tut weh, zuzusehen, wie die junge dynamische Mutter voller Verzweiflung um den Märchenbrunnen läuft. Ohne Erfolg. Andere Muttis helfen suchen. Wir gehen einfach weiter. WIR würden unsere Kinder NIEMALS alleine im Volkspark spielen lassen. Wir würden unsere Kinder sowieso nicht in der Großstadt aufziehen. Wo sie nach einem Spaziergang, auf dem sie nicht vom Weg abkommen dürfen, in einem Café sitzen müssen. Wo sie angeschrien werden, weil sie die Ikea-Vase zum Absturz bringen. Wo sie zum Spielen die Speisekarte bekommen. Wo sie wie Schaufensterpuppen für die neueste Kinderdesignermode herhalten müssen. Wo sie mit ihren Schuhen über's Sofa laufen dürfen und sich an der Fensterscheibe die Nase platt drücken. Raus wollen sie, raus spielen. "Wir gehen gleich, Mariella Zoe, Mami trinkt nur noch ihren Milchkaffee aus."

1 Comments:

Anonymous marie said...

In Großbritannien gibt es diese Oberkörper-Kinderleinen, die man seinem Zwerg ganz selbstverständlich anlegt, solange man in Autonähe durch die Stadt läuft. Bei uns gibt es sie nur in Bergwanderfachgeschäften und sie werden viel zu selten gekauft. Wir Kinderlosen bekommen regelmäßig auf den Gipfeln des Elbsandsteingebirges und in den Straßen unserer Stadt einen Herzkasper, welches Risiko die liberalen Eltern eingehen. Meinerseits freue ich mich schon auf den Herzkasper der Prenzlbergmutter, die mich anschnauzt, wie ich denn mein Kleinkind anleinen könne.

2. November 2009 um 21:56  

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