27. Juli 2009

Skate by night

Zum Ausgleich des faulen Samstags, an dem ich mich 18:50 erstmals vom Sofa erhob und aus dem Schlafzeug schlüpfte, wollte ich gestern ganz sportlich sein und verabredete mich mit Kollegen zur Skate Night. Dieses Mal sollte Hellersdorf das Ziel sein, natürlich die längste Strecke, die je gefahren wurde. Da ich mit 14 schonmal auf den Dingern stand, traute ich mir das natürlich zu. Selbstüberschätzung? Nicht doch. Es geht los. Für zwei Euro kann man sich die Skates mitsamt der kompletten Schutzausrüstung ausleihen. Dann sperrt die Polizei die Straßen ab und schon bewegen sich geschätzte tausend Skater in einem großen Pulk in enormer Geschwindigkeit voran. Die Unfallgefahr lauert an jeder Ecke, ständig überholt mich jemand. Aber was soll's, ich hab ja extra die alten Jeans angezogen. Ich schaffe gute zwei Kilometer - dann kommt der erste Berg. Hoch ist kein Problem. Nur runter werden die Rollen irgendwie immer schneller! Ich hatte mir vorher zeigen lassen, wie man bremst und es auch auf flacher Strecke geübt, aber jetzt geht gar nichts mehr. Die Ordner am Ende der Strecke schreien "In die Knie! In die Knie!" Die erste knallt auf die Straße. Ein zweiter rutscht auf Bauch und Handgelenken ein ganzes Stück weiter. Ich werde immer schneller, gehe tief in die Knie, versuche zu bremsen, kann aber natürlich mein Gleichgewicht nicht halten und bremse mit dem Hintern. Schnell an den Rand rutschen, bevor man noch überfahren wird. Ich stehe wieder auf, lass mich langsam losrollen und knalle wieder auf den Hosenboden. Dann eben nicht! Bleib ich halt einfach am Straßenrand sitzen. Doch es dauert keine zehn Sekunden, und neben mir hält ein Bus an, die Tür öffnet sich und ich werde freundlich hereingewunken. Innen sitzen schon ein paar, allesamt verzweifelte Möchtegernskater. Der Busfahrer ist witzig, er macht zu jedem Neueinsteiger einen Spruch, mit der Zeit wird der Bus richtig voll. Nach einer Stunde mit Tempo 20 wirft uns der Bus in Helle Mitte raus, hier ist Pause, wir bekommen ein Wasser und einen Apfel. Mittlerweile ist es dunkel. Ich möchte es nochmal versuchen. Die Rückfahrt ist anstrengend, man muss genau auf die Straße schauen, wenn der Belag wechselt, wird es unangenehm. Einige Straßenlaternen sind kaputt, am Horizont taucht ein Berg auf. Ich bekomme leichte Panik vor der Abfahrt und will schon wieder aufgeben. Doch mein Kollege fährt vor mir, ich hänge mich an ihn und er bremst für mich mit. Ein wahnsinniges Gefühl in so einem Tempo im Dunkeln einen Berg runterzurasen! Es macht Spaß, es ist anstrengend, die Strecke fliegt an uns vorbei. Plötzlich kann ich den Fernsehturm sehen, das letzte Stück muss ich auch noch durchhalten! Halb zwölf nachts, völlig durchgeschwitzt und mit tauben Füßen erreiche ich nach 16 Kilometern den Alexanderplatz. Geschafft! Jetzt muss ich nur noch Bremsen lernen :)