4. Juni 2009

Europawahl

Liebe Leser, geht wählen! Es ist eine wahre Freude, diesen Stimmzettel auszufüllen. Von einer technischen Überforderung durch das Prozedere kann diesmal keine Rede sein, man hat nur eine einzige Stimme. Obwohl ihr vielleicht schon wisst, welcher Partei ihr diese geben wollt, empfehle ich einen Blick auf die anderen Vorschläge. Nicht weil ihr eure Entscheidung überdenken solltet, sondern weil es wirklich Spaß macht, die Namen der Parteien und ihre dazugehörigen Kandidaten anzuschauen. Neben den altbekannten Bewerbern gibt es auch eine Tierschutzpartei, eine Familienpartei und eine Frauenpartei. Letztere schlägt seltsamerweise einen Mann als Kandidaten vor! Na gut, warum nicht, in der Tierschutzpartei sitzen ja auch nicht nur Tiere. (Das ist kein persönlicher Angriff, Tierschützer verzeiht mir.) Es gibt eine Bayernpartei und eine Bauernpartei, eine Piratenpartei nach schwedischem Vorbild und mindestens vier Rentnerparteien. Mein Favourit sind jedoch die Violetten, die Partei für spirituelle Politik. Unter den Kandidaten sind zwei Heilpraktikerinnen Psychotherapie, eine geistige Heilerin, ein Theatermacher und zwei Diplom-Mathematiker. Ich wusste schon immer, dass meine Interessen gar nicht so weit auseinander liegen! Schon im ersten Satz auf ihrer Homepage schreiben sie von Selbsterkenntnis. Ich werde wohl mal zu einem ihrer nächsten Treffen gehen, vielleicht hilft's ;-)
Es ist mir nämlich nicht gelungen, den Stimmzettel in seiner vorgefalteten Form in den zugehörigen Umschlag zu stecken. Warum nur ist es unmöglich, den Briefumschlag auf die Größe des Inhalts anzupassen? Er würde dann immernoch als Standardbrief bei der Deutschen Post durchgehen. Schlägt man eine Seite um, wird der Zettel dank der enormen Bewerberzahl zu dick und man kann den Umschlag nicht mehr zukleben. Auf den Fotos der Anleitung zur Briefwahl ist der Stimmzettel genau so breit wie der Umschlag lang ist. Ich fühle mich hilflos. Ich kann ja nicht einfach einen anderen Briefumschlag nehmen. Ich kann auch nicht den überflüssigen Teil des Stimmzettels abschneiden. Ich darf den Umschlag auch nicht offen lassen.
Vier Frühstückstoasts später (Nein Mama, ich hab keine Fettfinger auf das offizielle Dokument gemacht!) kam mir die Lösung: 90° drehen, dann knicken und somit quer einstecken. Es passt millimetergenau. Wieder ein Erlebnis der Kategorie "Studienabschluss sehr gut, aber nicht Kaffe kochen können!"
Ich schlage vor, diesen Arbeitsschritt in die detailierte Ausfüllanleitung zur Briefwahl aufzunehmen.

8 Comments:

Anonymous marie said...

Du hast doch aber nicht den Briefumschlag angeleckt?! Und vorbei ists mit der geheimen Wahl!

5. Juni 2009 um 10:25  
Blogger hcb said...

Man darf den Stimmzettel nur ein ganz bisschen öffnen, um die Patentfaltung nicht zu beschädigen. Dann nimmt man einen Kuli und macht ganz vorsichtig ein Kreuzchen ganz oben bei CDU.
Dann nimmt man den fast noch jungfräulichen Wahlzettel und schiebt ihn leicht gebogen in den Umschlag. Dadurch entsteht zwar etwas Spannung in dem Umschlag, aber eine geheime Wahl soll ja auch spannend sein. sonst bräuchte sie ja nicht stattzufinden. Ich lecke übrigens sehr gern, die Wahlumschlagklebe schmeckt genau wie die neuen Cola-Schnecken von Haribo, die gibt es bei Rossmann für 69 Cent/200-Gramm-Tüte. Aber Vorsicht: Obwohl sie kein Fett haben, machen Sie dick. Wählen dagegen ist absolut kalorienfrei, sozusagen eine echte staatsbürgerliche Diät.

5. Juni 2009 um 11:41  
Anonymous marie said...

Während ich mir noch meine hcb-Lachtränchen aus dem Auge wische, denke ich darüber nach, ob wir uns schon in einem Zustand des gewaltlosen Widerstands durch Wahlboykott befinden, von dem José Saramago in "Die Stadt der Sehenden" erzählt. Der Unterschied ist: Die Europäer gehen gar nicht erst hin, statt, wie im Roman, weiße und ungültige Stimmzettel abzugeben. Ein Alptraum für die Politiker und im Buch das Ende des Rechtsstaates. [Jetzt sind die Lachtränchen plötzlich weg...] Im dritten Teil von Saramagos Trilogie hören die Leute übrigens nicht auf zu wählen, sondern hören auf, zu sterben. Auch eine Möglichkeit.

5. Juni 2009 um 12:40  
Anonymous r+m said...

http://www.zeit.de/online/2009/21/europawahl-wahl-o-mat

7. Juni 2009 um 09:43  
Blogger hcb said...

Europawahl 2009! Habe ich es nicht gesagt? Kreuzchen oben bei CDU. Aber das Dollste ist, dass die FDP mit einer Geisterfrau, die nie jemand irgendwo in Brüssel oder straßburg je leibhaftig gesehen hat, 11 Prozent bekommen hat. Halboffener Mund, leicht gespannte Bluse und vielversprechend göffnete Haare: so geht´s! Lasst uns eine Schmollmund-Partei gründen! Ich war gerade in Milano, da haben die Frauen Lippen wie Fahrradschläuche und Brüste wie Dickmanns Dickste Negerküsse-man, sind die dick, Mann....( 20 St. 1,79 Euro, Lidl).
Ein Freund von mir, Peter Kurth, mit dem ich bei der Bundeswehr war (das ist sowas wie NVA, Jenny und Marie...) und in der Studentenverbindung (UNITAS) ist anschließend schwul geworden und kandidiert jetzt für die CDU als Oberbürgermeisterkandidat von Köln. Leider macht ihm der Kandidat von der FDP das Leben schwer. Der ist auch schwul und will auch die 100.000 Schwulstimmen von Köln. Der Wahlkampf wird sehr spannend und lustig, bitte verfolgen!

8. Juni 2009 um 11:10  
Blogger Paul said...

Wie die Kolner CDU hat nach sovielen Absagen einen Willigen gefunden? In Australien bekommt man auch gar nichts mit...

8. Juni 2009 um 14:04  
Anonymous marie said...

Zwei schwule Bürgermeisterkandidaten in einer deutschen Großstadt? In der ostdeutschen Provinz bekommt man auch gar nichts mit...

P.S. @hcb - Jenny Jahrgang ´81, Marie ´83, wir kennen uns aus mit der NVA!

8. Juni 2009 um 17:29  
Blogger hcb said...

Mit NVA ja, aber nicht mit Bundeswehr :-)

8. Juni 2009 um 18:56  

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