Schlecht geparkt, Baby!
Da will man einmal in Ruhe in den Urlaub fahren und dann sowas kurz vor Abreise:
Nach einer wunderbaren Vorstellung von „Der kleine Prinz“ fahre ich mit Marion nach Hause. Auf der Suche nach einem sicheren Parkplatz, wo mein Auto in den nächsten Tagen definitiv nicht wegen Falschparkens abgeschleppt werden könnte, findet sich einer direkt vorm Haus. Ein bisschen klein, aber ich beweise ja gern meine Einparkkünste auf engstem Raum. Zwanzig Mal hin und her gelenkt, dann steht es annähernd gerade. Manchmal passiert es, dass sich dabei die Nummernschilder berühren, doch das würde man hören. Was ich nicht höre, ist wie sich meine erst vor Kurzem angebrachte Anhängerkupplung in das Kennzeichen des Wagens hinter mir bohrt. Mit jedem Mal ein Stückchen tiefer. Marion: „Soll ich mal aussteigen und nachschauen, wie viel Platz noch ist?“ „Ach Quatsch, das geht schon.“ Sie ignoriert meine Antwort, steigt aus und meldet: „Vorne ist noch ein halber Zentimeter, hinten minus drei.“ Wie bitte? Wie geht denn das? Ich rechne kurz nach, dass die Länge meines Autos kürzer als die Diagonale sein müsste und frage mich ernsthaft, wie mir das gelungen ist. Vorne passt wirklich kein Finger dazwischen, hinten hat die Anhängerkupplung das Nummernschild verbogen. Ich überlege, das Auto lieber woanders abzustellen, doch Ausparken scheint mir unmöglich. Sonst vertrete ich gern den Grundsatz „Was irgendwo rein gekommen ist, kommt auch irgendwie wieder raus.“ Aber das wäre hier nur mit noch größerem Schaden möglich. Der Hintere steht neben einer Ausfahrt, kann also problemlos ausparken. Vielleicht ist er ja morgen früh schon weg und hat nichts gemerkt. Ich schlafe erstmal drüber.
Es ist Sonntagmorgen acht Uhr. Das Szenario hat sich nicht verändert. Ich beschließe nicht panisch um das Auto herumzukriechen, sondern mir so normal wie möglich die Fleecejacke aus dem Kofferraum zu holen und samt Reisegepäck zu verschwinden. Doch da steht es in großen, dicken, schwarzen Buchstaben quer über die Frontscheibe geschrieben: „Schlecht geparkt, Baby!“.JPG)
Marion bekommt einen Lachanfall und zückt die Kamera. Ich bekomme Angst. Wir fahren zu ihren Eltern ins Hotel zum Frühstück und schildern die Story. „Das ist Fahrerflucht!“ Also mache ich mich statt zum Flughafen samt Gepäck zurück auf den einstündigen Weg nach Hause, den ich gerade erst gekommen bin. Denn es könnte ja sein, dass der Besitzer des zerbeulten Nummernschildes die Polizei anruft und mich anzeigt. In Flensburg werde ich dann als Halter des Fahrzeugs ermittelt und zwei Polizeibeamte werden an meinem Hauptwohnsitz klingeln. Mama wird verwundert die Tür aufmachen, weil sie den Besuch anhand der Art des Klingelns nicht identifizieren kann. Zwei uniformierte Herren werden vor ihr stehen und nach mir fragen. Um ihr diesen Schock und mir das Verfahren und die Kostenübernahme zu ersparen, klemme ich zwölf Uhr mittags einen Zettel mit einer Entschuldigung und meiner Handynummer unter den Scheibenwischer des angeparkten Wagens. Den Zettel habe ich vorher kopiert, die Polizei in Pankow werde ich vom Flughafen aus anrufen und erklären, dass ich keine Fahrerflucht begangen haben, sondern meinen Flug erwischen muss und deshalb das jetzt nicht persönlich klären kann. Der Richter wird das dann als angemessen beurteilen. Noch ein paar Fotos vom Tatort und der Kontaktstelle und ab nach Tegel, in zwei Stunden hebt der Flieger ab. Ich steige gerade in den Flughafenbus, als mein Handy klingelt. „Ja hallo, ich glaube, Sie sind gegen mein Nummernschild gefahren.“ Ich laufe sofort zurück. Das Pärchen ist völlig aufgelöst, aber nicht wegen der Beule, sondern wegen der Buchstaben auf meiner Scheibe. Sie würden so etwas nie machen und ich müsse ihnen glauben, dass Sie damit nichts zu tun haben. Ich glaube ihnen, sie wünschen mir einen schönen Urlaub und würden sich melden, sollte mehr als das Nummernschild verbogen sein. Ich wische die Buchstaben mit den Fingern ab und parke mein Auto dreimal um die Ecke, um eventuellen Racheakten von Unbeteiligten aus dem Weg zu gehen. Damit ist die Polizei aus dem Spiel, keine Fahrerflucht, keine Anzeige. Nur schwarze Finger, die auch nach zehn Minuten waschen nicht sauber werden und der ewige Zweifel, ob ich auch die Türen richtig abgeschlossen habe.
„Der Flug nach Helsinki ist jetzt zum Einsteigen bereit.“ tönt es gerade aus den Lautsprechern. Ich wünsche allen einen guten Rutsch!
Nach einer wunderbaren Vorstellung von „Der kleine Prinz“ fahre ich mit Marion nach Hause. Auf der Suche nach einem sicheren Parkplatz, wo mein Auto in den nächsten Tagen definitiv nicht wegen Falschparkens abgeschleppt werden könnte, findet sich einer direkt vorm Haus. Ein bisschen klein, aber ich beweise ja gern meine Einparkkünste auf engstem Raum. Zwanzig Mal hin und her gelenkt, dann steht es annähernd gerade. Manchmal passiert es, dass sich dabei die Nummernschilder berühren, doch das würde man hören. Was ich nicht höre, ist wie sich meine erst vor Kurzem angebrachte Anhängerkupplung in das Kennzeichen des Wagens hinter mir bohrt. Mit jedem Mal ein Stückchen tiefer. Marion: „Soll ich mal aussteigen und nachschauen, wie viel Platz noch ist?“ „Ach Quatsch, das geht schon.“ Sie ignoriert meine Antwort, steigt aus und meldet: „Vorne ist noch ein halber Zentimeter, hinten minus drei.“ Wie bitte? Wie geht denn das? Ich rechne kurz nach, dass die Länge meines Autos kürzer als die Diagonale sein müsste und frage mich ernsthaft, wie mir das gelungen ist. Vorne passt wirklich kein Finger dazwischen, hinten hat die Anhängerkupplung das Nummernschild verbogen. Ich überlege, das Auto lieber woanders abzustellen, doch Ausparken scheint mir unmöglich. Sonst vertrete ich gern den Grundsatz „Was irgendwo rein gekommen ist, kommt auch irgendwie wieder raus.“ Aber das wäre hier nur mit noch größerem Schaden möglich. Der Hintere steht neben einer Ausfahrt, kann also problemlos ausparken. Vielleicht ist er ja morgen früh schon weg und hat nichts gemerkt. Ich schlafe erstmal drüber.
Es ist Sonntagmorgen acht Uhr. Das Szenario hat sich nicht verändert. Ich beschließe nicht panisch um das Auto herumzukriechen, sondern mir so normal wie möglich die Fleecejacke aus dem Kofferraum zu holen und samt Reisegepäck zu verschwinden. Doch da steht es in großen, dicken, schwarzen Buchstaben quer über die Frontscheibe geschrieben: „Schlecht geparkt, Baby!“
Marion bekommt einen Lachanfall und zückt die Kamera. Ich bekomme Angst. Wir fahren zu ihren Eltern ins Hotel zum Frühstück und schildern die Story. „Das ist Fahrerflucht!“ Also mache ich mich statt zum Flughafen samt Gepäck zurück auf den einstündigen Weg nach Hause, den ich gerade erst gekommen bin. Denn es könnte ja sein, dass der Besitzer des zerbeulten Nummernschildes die Polizei anruft und mich anzeigt. In Flensburg werde ich dann als Halter des Fahrzeugs ermittelt und zwei Polizeibeamte werden an meinem Hauptwohnsitz klingeln. Mama wird verwundert die Tür aufmachen, weil sie den Besuch anhand der Art des Klingelns nicht identifizieren kann. Zwei uniformierte Herren werden vor ihr stehen und nach mir fragen. Um ihr diesen Schock und mir das Verfahren und die Kostenübernahme zu ersparen, klemme ich zwölf Uhr mittags einen Zettel mit einer Entschuldigung und meiner Handynummer unter den Scheibenwischer des angeparkten Wagens. Den Zettel habe ich vorher kopiert, die Polizei in Pankow werde ich vom Flughafen aus anrufen und erklären, dass ich keine Fahrerflucht begangen haben, sondern meinen Flug erwischen muss und deshalb das jetzt nicht persönlich klären kann. Der Richter wird das dann als angemessen beurteilen. Noch ein paar Fotos vom Tatort und der Kontaktstelle und ab nach Tegel, in zwei Stunden hebt der Flieger ab. Ich steige gerade in den Flughafenbus, als mein Handy klingelt. „Ja hallo, ich glaube, Sie sind gegen mein Nummernschild gefahren.“ Ich laufe sofort zurück. Das Pärchen ist völlig aufgelöst, aber nicht wegen der Beule, sondern wegen der Buchstaben auf meiner Scheibe. Sie würden so etwas nie machen und ich müsse ihnen glauben, dass Sie damit nichts zu tun haben. Ich glaube ihnen, sie wünschen mir einen schönen Urlaub und würden sich melden, sollte mehr als das Nummernschild verbogen sein. Ich wische die Buchstaben mit den Fingern ab und parke mein Auto dreimal um die Ecke, um eventuellen Racheakten von Unbeteiligten aus dem Weg zu gehen. Damit ist die Polizei aus dem Spiel, keine Fahrerflucht, keine Anzeige. Nur schwarze Finger, die auch nach zehn Minuten waschen nicht sauber werden und der ewige Zweifel, ob ich auch die Türen richtig abgeschlossen habe.
„Der Flug nach Helsinki ist jetzt zum Einsteigen bereit.“ tönt es gerade aus den Lautsprechern. Ich wünsche allen einen guten Rutsch!
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