14. August 2008

Kanyakumari - Indiens Suedspitze

Ja, wir wollen unbedingt das Zimmer mit Meerblick, auch wenn es das Dreifache kostet. (Immernoch ein einstelliger Eurobetrag fuer jeden.) Wir wollen naemlich in der Sonne auf dem Balkon fruehstuecken (und dabei verbrennen, weil unsere Beine und Schultern zum ersten Mal in diesem Urlaub Sonnenlicht sehen). Das Besondere an der Suedspitze Indiens ist fuer die Hindus der Kumari Amman-Ufertempel. Maennliche Besucher duerfen nur mit nacktem Oberkoerper hinein. In dem fensterlosen Tempel vermischt sich dann der Maennergeruch mit dem Duft der Oellampen und frischen Blueten, die der Goettin Kanya Devi geopfert werden. Ich bekomme von einer alten Dame mein Bindi (den roten Punkt auf der Stirn), ihr Gefaehrte beruehrt meine Fuesse. Ueberhaupt sind wir mal wieder eine Nebenattraktion des ganzen Schauplatzes. Hier ein Familienfoto, da ein Haendedruck, alles verewigt auf Fotohandys und Zelluloid.
Fuer westliche Touristen ist der Sonnenauf- und -untergang die groesste Attraktion. Die Sonne haelt sich vor uns wie immer hinter den Wolken versteckt, obwohl wir ab 5:30 Uhr auf dem Balkon Ausschau halten. Die ersten Fischer fahren zu dieser Zeit auf See, gleich nach der Morgentoilette am Strand. Sie hocken dann reihenweise mit gerafftem dhoti (Wickelrock) nahe am Wasser und entbloessen kollektiv ihr Hinterteil, wenn eine hohe Welle kommt.
Der Tsunami 2004 hatte hier den gesamten Uferbereich verwuestet und ist mit Wellen von zehn Meter Hoehe bis zu drei Kilometer ins Land gerollt. Mittlerweile ist das Fischerdorf wiederaufgebaut, dazwischen riesige Betonbloecke als Touristenhotels. Die Atmosphaere ist dennoch erhalten geblieben, abgesehen von den nervigen Haendlern, die sehr hartnaeckig ihre Muscheln verkaufen wollen. Wir gehen selbst auf Muschelsuche, es ist nicht schwer sie von den Kackhaufen am Strand zu unterscheiden ...

Ein Besuch eines heiligen Gewaessers waere nicht vollstaendig ohne ein Bad. Das Meer lockt mich schon seit langem, doch die roten Flaggen, hohen Wellen und Kleidungsvorschriften haben mich bisher davon abgehalten. Diesmal gibt es kein zurueck. In langen Hosen und T-Shirt gehen wir knietief ins Wasser, um von der naechsten Welle umgerissen zu werden. Das macht solange Spass bis alle Koerperstellen voller Sand sind ... Triefend und sandkleckernd sind wir dann durch den Haupteingang in unser schickes Hotel :-)

Fotos