RTL aktuell
Guten Abend, das sind die Meldungen aus der Nachrichtenredaktion von heute. In der Nachbarwohnung von Jenny und Joi ereignete sich heute Nacht, was die beiden längst vermuteten. Gegen Mitternacht lauschten sie im Nachthemd und voller Anspannung hinter der geschlossenen Wohnungstür den Worten der Polizisten. Stunden zuvor jaulte der Schäferhund der Nachbarin in ihrem Schlafzimmer, dass einem Angst und Bange wurde. Trotz Kopfhörer und lauter Musik auf ihren Ohren drang das Gebell unaufhörlich durch alle Wände. Die Strapazen des Gebells bereits gewohnt, dachten sie sich nichts dabei. Als nach mehreren Stunden trotz nachtschlafender Zeit kein Ende in Sicht war, begannen die Mädchen sich Sorgen zu machen. Schließlich wohnt mit dem bellenden Hund ein weiterer in dieser Wohnung, nebst Mann, Frau und Kind. Der Mann ist seit einer Weile verschwunden, sein Name auf dem Klingelschild durchgestrichen. Das Kind muss im Winter hässliche, rosa Wollmützen tragen und spielt gerne im Hausflur Verstecke. Im Sommer hat es abstehende Locken. Es kann schon sprechen, es ist ca. vier Jahre alt. Nachts muss es vor lauter Zigarettenqualm dauernd husten, es scheint astmathisch. Nach einer Minute Husten schreit der mittlerweile verschwundene Mann: "Halt's Maul!" Das ist die traurige Wahrheit, in dieser Gegend aber leider kein Einzelfall.
Angeregt vom Fernsehen überlegten wir schon oft, das Jugendamt zu informieren. Heute Nacht ist es uns zuvorgekommen. Die Mutter hat angeblich auf der Straße Krawall gemacht. Daraufhin rief Frau F. von unter uns die Polizei. (Das macht sie gerne, bei unser letzten und einzigen kleinen Feier rief sie zudem unseren Vermieter an, der uns direkt mit der Kündigung drohte.) Nicht schlafen könnend, wollten wir nun doch einmal vor Ort nach dem Rechten sehen. Offensichtlich waren wir damit nicht die Einzigen: Vier Polizisten samt Fotograf standen vor der offenen Tür der Nachbarin. Es stank nach Qualm. Sie war recht gefasst, die Polizisten hilfsbereit. Wir fragten kurz, ob alles in Ordnung ist, und verzogen uns nach einem beruhigendem Ja hinter die geschlossene Wohnungstür. Sätze wie "Irgendwann kommen noch die Ratten bei Ihnen hoch." oder "Mach mal noch ein Foto von der Toilette, da hast du ein gutes Bild!" und " Wir haben dir schon so oft gesagt, du kannst zu uns kommen, wir helfen dir." drangen durch. Dann war endlich Ruhe. 12 Stunden später ging ich nichts ahnend zum Briefkasten. Da standen sie: RTL. Drei Leute mit Kamera und gelbem Mikro. Ich flitzte schnell wieder hoch. Kurz darauf klopft es an unserer Wohnungstür. Joi und ich beim trauten Mittagessen zucken zusammen. "Du gehst!" "Nein, du!" Vor dem Spion steht eine adrette, junge Dame mit Bluse und Perlenkette. Keine Kamera in Sichtweite. Wir öffnen. "Hallo, ich bin Kathrin von RTL." Bevor sie uns eine Frage stellen kann, fragen wir sie aus, was denn überhaupt passiert sei. Nichts was wir noch nicht wussten, außer dass gestern Nacht die Tochter mitgenommen wurde. Verdacht auf Verwahrlosung. Dann versucht sie mit subtilen Tricks herauszufinden, was wir noch wissen. Wir antworten professionell. Nur Fakten, keine vagen Vermutungen. Ob wir das ganze nochmal vor der Kamera sagen würden? Wir schauen uns an. "Sehen wir so aus?" Wir verneinen, ohne die entscheidende Frage zu stellen: Was wären wir RTL wert gewesen??? Ob sie uns bei weiteren Fragen nochmal kontaktieren dürfe? Nein, denn wir müssen jetzt RTL aktuell schauen.
Angeregt vom Fernsehen überlegten wir schon oft, das Jugendamt zu informieren. Heute Nacht ist es uns zuvorgekommen. Die Mutter hat angeblich auf der Straße Krawall gemacht. Daraufhin rief Frau F. von unter uns die Polizei. (Das macht sie gerne, bei unser letzten und einzigen kleinen Feier rief sie zudem unseren Vermieter an, der uns direkt mit der Kündigung drohte.) Nicht schlafen könnend, wollten wir nun doch einmal vor Ort nach dem Rechten sehen. Offensichtlich waren wir damit nicht die Einzigen: Vier Polizisten samt Fotograf standen vor der offenen Tür der Nachbarin. Es stank nach Qualm. Sie war recht gefasst, die Polizisten hilfsbereit. Wir fragten kurz, ob alles in Ordnung ist, und verzogen uns nach einem beruhigendem Ja hinter die geschlossene Wohnungstür. Sätze wie "Irgendwann kommen noch die Ratten bei Ihnen hoch." oder "Mach mal noch ein Foto von der Toilette, da hast du ein gutes Bild!" und " Wir haben dir schon so oft gesagt, du kannst zu uns kommen, wir helfen dir." drangen durch. Dann war endlich Ruhe. 12 Stunden später ging ich nichts ahnend zum Briefkasten. Da standen sie: RTL. Drei Leute mit Kamera und gelbem Mikro. Ich flitzte schnell wieder hoch. Kurz darauf klopft es an unserer Wohnungstür. Joi und ich beim trauten Mittagessen zucken zusammen. "Du gehst!" "Nein, du!" Vor dem Spion steht eine adrette, junge Dame mit Bluse und Perlenkette. Keine Kamera in Sichtweite. Wir öffnen. "Hallo, ich bin Kathrin von RTL." Bevor sie uns eine Frage stellen kann, fragen wir sie aus, was denn überhaupt passiert sei. Nichts was wir noch nicht wussten, außer dass gestern Nacht die Tochter mitgenommen wurde. Verdacht auf Verwahrlosung. Dann versucht sie mit subtilen Tricks herauszufinden, was wir noch wissen. Wir antworten professionell. Nur Fakten, keine vagen Vermutungen. Ob wir das ganze nochmal vor der Kamera sagen würden? Wir schauen uns an. "Sehen wir so aus?" Wir verneinen, ohne die entscheidende Frage zu stellen: Was wären wir RTL wert gewesen??? Ob sie uns bei weiteren Fragen nochmal kontaktieren dürfe? Nein, denn wir müssen jetzt RTL aktuell schauen.
1 Comments:
Hatten die nicht wenigstens einen Job zu vergeben? Die von RTL? Wenn das Fernsehen schon mal im Haus ist.
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