25. November 2007

Heute: München

Meine Weißwursterfahrung aus Franken will getoppt werden. München steht auf dem Plan, ein halbtägiges Seminar in der bayrischen Landeshauptstadt. Schön, ich war noch nie da und entdecke immer gern neue Städte. Die Anreise geht fix, eine Stunde und schon ist man aus Preußen nach Bayern geflogen. Es war mein erster Flug, auf dem ich weder Schere noch Messer wegwerfen musste, nur die Wasserflasche hatte ich vergessen. Ich bin noch lernfähig! Fliegen ist mittlerweile tatsächlich billiger als Bahn fahren, auch innerhalb Deutschlands. Es gibt Zeitungen, ein Getränk und Kuchen an Bord. Ich fliege über Tschechien, schön, alles weiß.
Der erste Schock am weitläufigen Münchner Flughafen, der ein bisschen wie der Madrids daherkommt, ewig lange Gänge mit Rollbändern, schauriger Musik und Lichteffekten. Das Ticket, um mit der S-Bahn in die Innenstadt zu kommen, kostet 8,80 Euro. Fahrtdauer eine Stunde. Ich will den Transrapid!
Die Vororte sehen aus wie überall, die Haltestellennamen sind typisch bayrisch, die Leute, die ich nach dem Weg frage, wissen mir zu helfen. Bett suchen und ab in die Innenstadt. Nr. 1: Wittelsbacher Platz. Große Gebäude, schön verziert, dicke Autos, Menschen in Anzügen, Designergeschäfte, Juweliere. Ich treffe Karen, meine Kommilitonin aus Leipzig. Sie hat ihr Studium schon fertig und jetzt hier angefangen. Wir gehen ins Vapiano in den Fünf Höfen, eine Art Schnellrestaurant in schöner Atmosphäre. Am Eingang bekommt jeder eine Plastikkarte, mit der dann alles bargeldlos bezahlt wird. Eine ausladende Treppe leitet uns in die offene Küche, an mehreren Schlangen stellt man sich bei seinem Lieblingskoch an und bestellt was das Herz begehrt, zum Beispiel Putenbrust mit Orangen-Chili-Sauce, Pak-Choi und Paprika, dazu eine Auswahl an Pasta von Bio-Dinkel-Fusili bis Campanelle. Gegessen wird an Holztischen und Olivenbäumen. Schön und trotzdem bezahlbar. Danach bekomme ich eine exklusive Stadtführung durch die beleuchtete Münchner Innenstadt, vom Marienplatz mit Rathaus und Peterskirche über Frauenkirche, Stachus zum Viktualienmarkt. Dazwischen nichts als Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte. Am Hofbräuhaus wollen wir die anderen Seminarteilnehmer treffen. Unvorbereitet stehe ich plötzlich in einem riesigen Gewölbesaal mit historischen Gemälden an der Wand, unzähligen Biertischen mit schunkelnden Chinesen und Jugendlichen. Jeder hat eine Maß Bier in der Hand, geliefert von vollbusigen Frauen in Dirndln. Dazwischen spielt eine Blaskapelle in Lederhosen. A Mordsgaudi!

Ist das unsere deutsche Kultur??? Wir verschwinden ganz schnell wieder, den Souvenirshop am Ausgang ignorierend. Im Studentenviertel sind wir besser aufgehoben. Die Preise sind nicht günstiger, aber das Ambiente doch angenehmer :-)
Die Nacht ähnelt einer Klassenfahrt, manche gehen gar nicht erst ins Bett. Ich bestehe auf meine sechs Stunden Schlaf. Zum Glück, denn am nächsten Morgen heißt es Konzentration: ein Elektromotor will gebastelt werden, dann noch eine LED-Lampe und eine, die sich bei Dunkelheit automatisch einschaltet. Ist doch alles gar nicht so kompliziert. Zum Glück fahr ich mit dem Zug nach Hause, das selbstgebastelte Zeug sieht samt Flachbatterie nicht gerade harmlos aus und hätte mich sicher am Flughafen in Erklärungsnot gebracht. Sechs Stunden später bin ich endlich wieder daheim. Kalt ist's hier genauso. In drei Wochen nochmal das Ganze.

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

Du bist nach München geflogen, um einen Elektromotor zu basteln? ?!?
Ich drücke Dich! :)

26. November 2007 um 05:04  
Blogger Jenny said...

Tjaja, da kann man gleichmal seine moralischen Grundsätze überprüfen und sich fragen, ob man für derlei Späßchen geeignet ist :-)

26. November 2007 um 10:31  
Anonymous Anonym said...

gestern habe ich rudi, meinem lieblingsschüler, beigebracht, was ein sozialstaat ist, und auch, was a-sozial bedeutet. rudi dachte gleich an "assis", ich ergänzte: auch oberklassejeeps, die 15 liter super auf 100 km verbrauchen, sind a-sozial. und deutsche inlandsflüge! aber ich bin bereit, davon abzurücken, wenn es um jemanden geht, den ich mag :)

28. November 2007 um 09:32  

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