Leipziger Grün
Wenn man eine Freundin hat, die für eine Familie W. in Karlshorst als Babysitter arbeitet und der Herr W. die Agrarangelegenheiten von Schleswig-Holstein in der Bundeshauptstadt vertritt, dann kann es passieren, dass statt eben diesem Herrn W. und seiner Frau man selbst samt Freundin von dem Agrarvertreter Sachsens auf eine Veranstaltung der Vertretung des Landes eingeladen wird. So heute geschehen. Angekündigt war Neo Rauch, DER Leipziger Maler mit Einzelausstellung in New York usw. Seine Bilder gehen für eine halbe Million unter die Leute, er selbst verschließt sich entsprechend seines Bildes "Ungeheuer" seit einem Jahr den Medien.
Im erlesenen Kreis von Anzugträgern um die 60 und deren extravagant gekleideten Ehefrauen stellte er sich heute dem Kamingespräch mit Herrn Schmidt, Direktor des Leipziger Bildermuseums. Die beiden sind Freunde, gemeinsam im Auto angereist, und dementsprechend locker war auch das Gespräch. Neo hatte nicht dieses Künstlergehabe vorzuweisen, sondern war sehr nachdenklich, kritisch, ironisch und tiefsinnig, ohne irgendwie wirken zu wollen. Sein Schlips war zu kurz, Hemd und Jeans schwarz. Er war so wie er war, beschönigte nichts, verheimlichte nichts. Ein Mann mit Konturen, ein Mann mit Tiefgang, ein Mann mit Narben, der etwas nur um seiner selbst willen tut. Eingeleitet von einem großen Rhetoriker, dem Bundestagspräsidenten, der sogar den Verwechsler des Freistaats Bayern mit Sachsen ins Positive drehen konnte, lauschte das Publikum Neos Ausführungen zu seinem Heimat- und Arbeitsort Leipzig.
Im Anschluss gab es Weißwein von Schloss Wackerbarth und Lachsschnittchen. Vor lauter Kameras und wichtigen Menschen, sowie Rauch anhimmelnden Damen waren wir etwas gehemmt, noch dazu trugen wir grüne Sachen, die sich doch von dem Schwarz der Herrenanzüge und dem Braun der Damenkleider eindeutig abhoben. Aber es gibt ja ein bestimmtes Grün, das nur von den Malern der Leipziger Schule verwendet wird, und dem haben wir uns optisch angepasst.
Da die hier anwesende C-Prominenz leider keine Namensschilder trägt und ich zu selten fernsehe, weiß ich auch nie wen ich gerade anremple bzw. wen ich vor lauter Respekt nicht ansprechen würde. Nach dem dritten Glas Wein spricht man dann auch mit einem Herrn, der sich lieber erst die Haare waschen sollte, bevor er sich in der Öffentlichkeit zeigt. Scheinbar ist er ein berühmter Komponist, der das iranische Staatsoberhaupt davon überzeugt hat, seine Oper in Teheran aufführen zu dürfen, obwohl laut Koran Frauen nicht auf der Bühne singen dürfen. Neo haben wir nicht angesprochen, er tat mir leid unter all diesen Damen, die sich ihm aufdrangen und ihre Bewunderung überschwenglich verbal und nonverbal zum Ausdruck brachten. Lieber noch ein Lachsschnittchen.

Im erlesenen Kreis von Anzugträgern um die 60 und deren extravagant gekleideten Ehefrauen stellte er sich heute dem Kamingespräch mit Herrn Schmidt, Direktor des Leipziger Bildermuseums. Die beiden sind Freunde, gemeinsam im Auto angereist, und dementsprechend locker war auch das Gespräch. Neo hatte nicht dieses Künstlergehabe vorzuweisen, sondern war sehr nachdenklich, kritisch, ironisch und tiefsinnig, ohne irgendwie wirken zu wollen. Sein Schlips war zu kurz, Hemd und Jeans schwarz. Er war so wie er war, beschönigte nichts, verheimlichte nichts. Ein Mann mit Konturen, ein Mann mit Tiefgang, ein Mann mit Narben, der etwas nur um seiner selbst willen tut. Eingeleitet von einem großen Rhetoriker, dem Bundestagspräsidenten, der sogar den Verwechsler des Freistaats Bayern mit Sachsen ins Positive drehen konnte, lauschte das Publikum Neos Ausführungen zu seinem Heimat- und Arbeitsort Leipzig.
Im Anschluss gab es Weißwein von Schloss Wackerbarth und Lachsschnittchen. Vor lauter Kameras und wichtigen Menschen, sowie Rauch anhimmelnden Damen waren wir etwas gehemmt, noch dazu trugen wir grüne Sachen, die sich doch von dem Schwarz der Herrenanzüge und dem Braun der Damenkleider eindeutig abhoben. Aber es gibt ja ein bestimmtes Grün, das nur von den Malern der Leipziger Schule verwendet wird, und dem haben wir uns optisch angepasst.
Da die hier anwesende C-Prominenz leider keine Namensschilder trägt und ich zu selten fernsehe, weiß ich auch nie wen ich gerade anremple bzw. wen ich vor lauter Respekt nicht ansprechen würde. Nach dem dritten Glas Wein spricht man dann auch mit einem Herrn, der sich lieber erst die Haare waschen sollte, bevor er sich in der Öffentlichkeit zeigt. Scheinbar ist er ein berühmter Komponist, der das iranische Staatsoberhaupt davon überzeugt hat, seine Oper in Teheran aufführen zu dürfen, obwohl laut Koran Frauen nicht auf der Bühne singen dürfen. Neo haben wir nicht angesprochen, er tat mir leid unter all diesen Damen, die sich ihm aufdrangen und ihre Bewunderung überschwenglich verbal und nonverbal zum Ausdruck brachten. Lieber noch ein Lachsschnittchen.
3 Comments:
Aha, Du nennst ihn Neo. Und brichst bei der Ankündigung des Ansprechens einfach Deinen Bericht ab. Sollte die Jenny da mal wieder jemanden kennengelernt haben, den ich in eine gewisse Personengalerie einreihen darf? Wir können sie nennen: Wen Jenny schon alles bei Veranstaltungen mit Sekt und Schnittchen getroffen hat. Du mußt mir dann noch die Stelle zeigen. Ich muß sie fotografieren.
... und ich weiß ja nicht, was ich ekliger finden soll, ungewaschene Haare oder das Anbändeln mit Diktatoren...
"Und im Atelier schreit der Torso
Der Leipziger Malerstar Neo Rauch bespiegelt sich selbst und seine Kunst in der Vertretung Sachsens in Berlin.
Eigentlich wollte er ja schweigen und sich zurückziehen – angewidert von der zudringlichen Meute, die von seiner Popularität angezogen wird wie Insekten vom Licht. Auf einem seiner Bilder wehrt sich ein Mann mit rudernden Armen gegen fliegendes Ungeziefer. Ja, das zeige auch seine Situation, sagt Neo Rauch. ..."
in der heutigen "Sächs.Zeitung"
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