22. September 2007

Bald geht's los!

Wir haben es geschafft. wir sind seit gestern stolze Besitzer eines neuen Mietvertrags. Es kam so:
Am Donnerstag Abend um sieben war Besichtigungstermin. Habe völlig vergessen das Büro rechtzeitig zu verlassen und kam so mit ungutem Gefühl 10 Minuten zu spät in Pankow an. Pankow ist nicht Prenzlberg, aber nur 2 Stationen weiter mit der U2 oder zehn Minuten zu Fuß. Aufgrund eines Gefühls der Sättigung nach 70 Wohnungsbesichtigungen und 10 erfolglosen Bewerbungen bin ich mittlerweile mit allem einverstanden, was die Grundbedingungen erfüllt. Also los. Die Klingel ist kaputt. Aber ein älterer, gemütlicher Herr wartet schon hinter der Haustür auf mich. Wir gehen durch ein bröckelndes Treppenhaus und einen grau-grausigen Hinterhof in den eigentlichen Hausflur. Der wird gerade renoviert, die Altbautüren frisch gestrichen. Jeder der neuen Briefkästen ist gewaltsam aufgebrochen. Ach, das war der Nachbar, der hat letzte Woche seine Frau verprügelt und bevor er auszieht, wollte er nochmal ein Zeichen setzen. Hm. Aber eigentlich nicht schlimmer als eine eingetretene Wohnungs- und Kellertür in Leipzig. Zweiter Stock rechts. Im Flur liegen dunkelrote Dielen, abgetreten aber nicht ausgelatscht. Schön. Er ist lang und dünn. Gleich rechts ist die Küche, groß und leer. Eine klapprige Spüle so alt wie ich, ein Gasherd und eine Therme für die Gasheizung. Die Wände sind weiß gestrichen, der Fußboden neu mit Laminat ausgelegt. Gleich daneben das Bad, lang und dünn mit einem Fenster am Ende. Neben der Badewanne gibt es eine Dusche und ein in blaue Mosaiksteinchen gefasstes Waschbecken auf einem gelben Schrank. Geschmackssache. Dann macht der Flur einen leichten Knick und eröffnet den Blick auf die drei Zimmer. Links das Größte. Rot-gelb gestrichen und ein Eckbalkon mit ausreichend Platz für Pflanzen und Sitzecke. Das zweite ist etwas kleiner und schief geschnitten. Orangene Wände und neue Fenster. Nicht so hübsch, dafür dicht und leise. Rechts liegt das schönste Zimmer, es hat unlakierte Dielen, weiße Wände, Stuck und einen eigenen Balkon. Nur die Aussicht ist gewöhnungsbedürftig, Berliner Hinterhof Ostseite. Die anderen beiden Zimmer haben Laminat, weil der Teil des Hauses ausgebombt wurde und jetzt nur noch Betonboden drunter liegt.
Dann kommt der Teil, der alles entscheidet. Der Vermieter fragt, was ich so mache. Ich erzähle mit Begeisterung von meiner Arbeit, den sicheren Aussichten und meinem geplanten Ingenieurseinkommen. Ich erzähle von der Kombination von Kreativität und analytischem Denken und treffe damit genau ins Volle. Er ist Maschinenbauer und hatte in seinem ganzen Arbeitsleben nur einen Kollegen, der beides zu verbinden wusste. "Macht es Ihnen Spaß?" "Und wie!" "Ja dann können Sie gleich unterschreiben!" Höre ich richtig? Ich stehe hier gerade in einer Wohnung, die tatsächlich meine werden könnte? Ich bin perplex und folge ihm in seine Wohnung. Eigentlich wohnt er ja gar nicht hier, sondern in Kanada. Nach dem Studium ist er ausgewandert. Aber seine Tochter ist vor drei Monaten zurück nach Deutschland gezogen. Nächstes Jahr will er mit seiner Frau auch wieder zurückkehren, die medizinische Versorgung in Toronto lässt wohl zu wünschen übrig. Ich erzähle etwas von mir, getreu der neu gewonnen Erkenntnis, dass Vertrauen nur durch Offenheit möglich sein kann. Wir kommen auf Indonesien. Ach, was für ein Zufall, seine Frau ist Indonesierin. Ich erzähle von Guatemala. Der Freund seiner Tochter ist Guatemalteke. Nein. Doch. Er hat Verwandte in Los Angeles. Hm. Er holt den Einheitsmietvertragsvordruck. Moment, ich möchte ja nicht alleine einziehen. Johanna muss ja auch noch zustimmen. Ich glaube zwar ihren Geschmack zu kennen, aber entscheiden muss sie doch selbst. Ein Anruf und ein neuer Termin morgen früh um zehn.
Sie kommt, sie sieht, sie sagt ja. Es ist nicht optimal, aber es ist ok. Ein guter Kompromiss. Man muss ja steigerungsfähig bleiben, nicht wahr? Nächstes Jahr dann gibts die Dachterassenwohnung mit lackierten Dielen usw. Diese Wohnung hier ist groß, unheimlich günstig (für eine 55 qm Wohnung in der Kastanienallee bezahlt man 500 kalt, für 97 qm zahlen wir 415), sie ist leise und sehr verkehrsgünstig. Es gibt einen Bus der mich direkt bis zum Büro bringt. So sitzen wir zu zweit bei Herrn M. auf dem Sofa, schauen uns tief in die Augen und fragen: Wollen wir? Ich erröte und unterschreibe. Keine Staffelmiete, keine Provision, keine Mindestlaufzeit, nicht mal eine Kaution! Wir sind froh, mir fällt ein Stein vom Herzen.

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

Na super !!! Herzlichen Glückwunsch !!! Wenn du gerade so eine Glückssträhne hast--> überleg' mal was noch so fehlen könnte ;-))

LG aus DD !

23. September 2007 um 13:28  
Anonymous Anonym said...

GratulationGratulationGratulation!!! Pankow ist doch super. Da ist die kasachsiche Botschaft. Mit der M1 kannst Du von ganz am Rand bis ganz in die Mitte fahren und Deine Nase an die Scheibe pressen. Viel Glück und viel Spaß dabei!

24. September 2007 um 09:29  
Anonymous Anonym said...

Muy bien! Berlin, wir kommen!! Wann machst du deine Einweihungsfeier? ;D
Gruesse aus Potosi, Bolivia

28. September 2007 um 23:34  

Kommentar veröffentlichen

<< Home