Wir sind hier

Wir sind nicht in Peking, wo wir nicht wissen würden, ob wir den Olympia-Countdown bejubeln oder die Menschenrechtsverstöße verurteilen wollen. Wir sind nicht in Singapur, wo gestern der Nationalfeiertag mit spektakulären Paraden zelebriert wurde. Wir sind nicht in Bangladesch, wo wir vor dem verseuchten Wasser in eine Baumkrone geflohen wären und hoffen würden, dass ein Hubschrauber Trinkwasser abwirft.

Wir sind hier, hier in Berlin, wo man sich über spontan streikende S-Bahnen und kaputte Fahrradketten aufregt. Wo ein plötzlicher Platzregen die Stadt in einen kurzzeitigen Ausnahmezustand versetzt. Wo Hundehaufen auf dem Gehweg mit einem Papierschirmchen verziert werden. Wo man beim Inder um die Ecke ein vegetariches Hünschengerecht essen kann. Wo man in einer Mädchen-WG an der Kastanienallee immer das freie der vier Zimmer bewohnt. Wo man nächtelang über dem SZ-Rätselrennen brütet.
Wo der Weltkongress der Psychoanalyse tagt. Wo man sein Leben plant. Wo man in den Himmel schaut.