Zurück zu Hause

Das ist der 100ste Blogeintrag. Er erzaehlt von meiner Heimreise:

Es ist Freitag, mein letzter Arbeitstag. Ein bedrückendes Gefühl. Auf meinem Schreibtisch liegt ein Abschiedsgeschenk.
Mit breiten Grinsen erledige ich zum letzen Mal die undurchdachten chinesischen Aufgaben. Bei dem vierten Korrekturwunsch nach eigentlich erledigter Arbeit sage ich mit Genugtuung: Das schaffe ich jetzt leider nicht mehr. Erst denken, dann handeln!
Ein letztes Mal Mittagessen in der Kantine, dann gibt es eine lecker Obst- und eine Kaffeetorte mit den Kollegen, noch ein Sticky Reis vom Thai Express mit Ann aus Thailand und schon geht das Taxi nach Hause. Ich habe zwei Stunden zum Packen. Ich schaffe es tatsächlich. Mein Zimmer ist leer und alles was ich besitze und unbedingt mit nach Hause nehmen muss, befindet sich in zwei Koffern. Einer wiegt 31 kg, der andere 17 kg. Erlaubt sind 20 und 7. Hm.
Mein letzter Abend sollte eigentlich am Strand ausklingen, aber dank Regen und Taximangel sind wir doch zu Hause geblieben. War aber dennoch sehr schön :-)

Samstag Morgen 7.30 - Longing/Love von George Winston weckt mich, ein wunderschönes Klavierstück. Nach einem ausgiebigen und äußerst leckerem Frühstück (Rührei, Käse, Körnerbrot und Erdbeeren) holen mich die Mädels ab. Wir fahren gemeinsam zum Flughafen und dank Annes Restalkohol ist die Taxifahrt sehr witzig. Bei Starbucks machen wir mein Konto leer, indem wir von jedem Gebäck ein Stück kaufen. Ich checke ein. Meine vier Handgepäckstücke lasse ich im Cafe bei den Mädels. Während ich den Koffer auf die Waage zerre, preise ich laut die Einkaufsmöglichkeiten in Singapur. Die Frau sieht mich prüfend an. "Ihr Koffer wiegt 31 kg. 20 kg sind erlaubt. 25 kg lassen wir durchgehen. Sie haben also 6 kg Überwicht!" "Oh, wirklich?" "Ja, das kostet 480$." Ich täusche Panik vor. Ein hysterischer Anfall. "Oh mein Gott, das tut mir so leid, ich habe das nicht gewusst. Ich kann das nicht bezahlen, ich habe das Geld nicht. Was kann ich denn tun? Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir doch einen Handgepäcktrolley gekauft. Oh nein, oh nein ..." Ihr Blick bleibt hart. Ich gebe mir größte Mühe und lasse meine Augen nass werden. Sie: "Ok, ich lasse dich durch. Aber versprich, dass du beim nächsten Mal nur 25 kg mitnimmst!" Ich wimmere ein Dankeschön und hopse freudestrahlend zurück zu meinen 25 kg Handgepäck.
Dann naht der letzte Abschied: Marion, Anne, Sandra und ihr Freund bringen mich zur Passkontrolle und winken winken winken winken bis wir uns nicht mehr sehen. Ich konzentriere mich auf den Weg und die Sicherheitskontrolle. Muss meinen Trolley aufmachen, die Souveniere erklären und kann ihn anschließend nur mit großer Mühe und auf ihm hockend wieder schließen.
12 Stunden Flug, das heißt sechs Filme, von Harry Potter bis Bollywood. Der Anschlussflug in Frankfurt klappt prima. Unfreundliches Bodenpersonal, willkommen in Deutschland. Ein Katzensprung nach Berlin. Ich lande, mein Koffer landet.
Meine Geschwister erwarten mich am Flughafen. Sie haben eine Leberwurstschnitte mit. Lecker!
Wir fahren nach Oschatz, es ist kalt draußen. Die Autos fahren auf der falschen Seite. Ich bekomme eine richtige Bettdecke.
Die Kinder wecken mich am Sonntag Morgen, ich bin wirklich wieder zu Hause. Es ist schön. Es gibt Erdbeertorte, Stachelbeerkuchen. Brötchen mit Parmesan und Salami. In zwei Tagen nehme ich zwei Kilo zu. Ich genieße den Duft frischer Wäsche.
Zwei Tage in Familie, dann Leipzig. Meine WG, meine Uni. Ich laufe konfus wie in Trance durch die Straßen, alle sprechen deutsch, sind weiß und groß. Bekannte Gesichter.
Ich verabschiede meinen mexikanischen Untermieter und fliehe selbst. Ein Billigflug nach Schweden, nur übers Wochenende. Hier ist es noch kälter, dazu Dauerregen. Alle sind blond. Aber wenigstens reden sie nicht deutsch :-)