28. Mai 2007

Zum ersten Mal ...

... habe ich einen Tornado gesehen. Meine Kollegen riefen mich ploetzlich zum Fenster. Er war noch vor der Kueste Singapurs, bewegte sich aber direkt auf uns zu. Mir war das nicht so ganz geheuer, aber die anderen schossen Fotos und befuerchteten, dass unser Hochhaus einstuerzt, weil alle Mitarbeiter auf einer Fensterseite stehen. Sie lachten und freuten sich an dem Naturschauspiel. Tatsaechlich loeste er sich nach einer Viertelstunde wieder auf. In den Nachrichten war dann lediglich von einer Wasserhose die Rede. Naja, immerhin :-)

... habe ich mir im Pool den Bauch verbrannt.

... habe ich in der Oeffentlichkeit einen Kaugummi gekaut. Auweia! Die Bildzeitung kommentiert.

... habe ich eine Toilette verweigert. Es war in Little India, mein Lieblings- und Heimatstadtteil. Es gab eine eigene Toilette fuer Frauen, was voellig unnoetig ist, da sich zum Sonntag Abend eh nur indische Maenner auf der Strasse aufhalten, und zwar massenhaft. Sie war fuer diesen Stadtteil "normal" verdreckt, aber bei dem Geruch kam mir fast das Essen wieder hoch, das wir gerade fuenf Meter entfernt eingenommen hatten. Dann entdeckte ich auch noch Schuhabdruecke auf der Klobrille! Die Inder muessen sich halt immer auf's Klo hocken, auch wenn es eine Schuessel gibt.

... hatte ich Besuch in Singapur. Fuer ihn waren die Lektionen viel gravierender. Er ist/hat zum ersten Mal:
- mit einem Flugzeug geflogen ("Letztens ist eins von der selben Airline abgestuerzt, meins hat auch so gewackelt.")
- sein Land verlassen ("Ich war noch auf keiner anderen Insel als Sumatra.")
- seinen Pass benutzt (den er erst vor zwei Wochen beantragt hat und nur dank eines Freundes im Immigration-Office in der Nacht vor dem Abflug bekommen hat)
- mit einer Untergrundbahn gefahren ("Ist das ein Zug?")
- etwas anderes als Reis zu jeder Mahlzeit gegessen ("Mein Magen wird das schon vertragen.")
- mit Besteck gegessen ("Ich kann mit dem Loeffel essen!")
- mit einer Plastikkarte bezahlt (erneutes Kopfschuetteln immer wieder)
- eine Toilettenspuelung benutzt ("Geht das automatisch?")
- an einer roten Ampel stehen geblieben ("Und die Autos halten jetzt nur fuer uns?")
- in einem Haus mit mehr als fuenf Stockwerken gewesen (er hat Nackenstarre vom nach oben schauen)
- eine Klimaanlage gesehen ("Was ist das Rauschen?")
- mit heissem Wasser direkt aus der Wand geduscht ("Gibt es das immer?")
- einen tragbaren Computer gesehen ("Funktioniert der in jedem Land?")
- Internet aus der Luft empfangen ("Geht das per Satellit?")
- amerikanisches Fernsehen gesehen (dort gibt's nur koreanische Soaps)
- aufrecht in einen Bus eingestiegen ("Ist der gross!")
- laute Musik auf der Strasse gehoert ("Stoert das niemanden?")
- chinesisches Bier getrunken ("Ich bin betrunken!" nach einem Glas)
- nachts Menschenmassen auf der Strasse gesehen ("Was machen die alle hier?")
- abends in einem Shopping Center gewesen ("Machen die nie zu?")
- einen Muellschnipsel nicht auf den Boden geworfen ("Wo soll ich das hintun?")
- auf einer Beachparty mit lauter Musik und diversen Getraenken gewesen ("Ist das hier jeden Tag?")
- eine Badehose gekauft ("Kann man nicht in Unterhose ins Wasser gehen?")
- versucht im Meer zu schwimmen ("Ich kann nicht schwimmen.")
- schwarze Menschen gesehen (Fuer Indonesier sind Inder Schwarze.)
- mit drei Maedchen mit offenen Haaren und nackten Beinen auf dem Sofa gesessen
- "Sind alle Haeuser aus Stein? Sieht es so auch in Europa aus?" "Ja, hier ist es genau wie in Europa." Zumindest im Vergleich zu Sumatra.

Jetzt er wieder zu Hause in Bukittinggi und hat wahrscheinlich einen Schock fuer den Rest seines Lebens.

Und: Nein, er ist weder ein Heiratsschwindler, noch ein Kreditkartendieb. Auch keiner, der sich auf Kosten reicher Touristinnen ein schoenes Leben macht. Allein der Flug wird seinen Monatslohn gekostet haben. Ganz zu schweigen von dem kommenden Arbeits- und damit Verdienstausfall aufgrund von akutem Chaos im Kopf. Der arme Roni!

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Ist das ein Beitrag zur Völkerverständigung?

29. Mai 2007 um 17:17  
Blogger suja said...

hello you! der erlebnisbericht von/fürdeinem besuch erinnert mich an die beschreibung eines europatrips aus "rules of attraction". kennst due den?

1. Juni 2007 um 08:25  

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