
Es ist Sonntag Mittag, weder Regen noch Sonne, ich werde einen Ausflug machen. Einen richtigen Sonntagsausflug aufs Land. Weil es hier kein Land gibt, habe ich mir eine kleine Insel zwischen Singapur und Malaysia ausgesucht. Genannt Pulau Ubin, sie soll dem Großstädter zeigen, wie es früher mal war und ihn die Moderne vergessen lassen. Also los, Dschungelhose und wassertaugliche Schuhe an und ab zu Fuß durch Little India, vorbei am Flohmarkt (wie bei uns), mit der MRT bis in den Osten und dann nochmal Bus fahren bis an den Hafen von Changi. Auf dem Weg spricht mich ein Inder an. Zwischen 20 und 30, Vollbart, blaues Hemd, schwarze Hose, auf dem Fahrrad. Wo ich herkäme, wo mein Freund sei, was ich hier mache, wie lange ich bleibe, wo ich wohne - die üblichen Fragen. Dann will er mich treffen. Heute abend zum Dinner. Ich sei doch nicht verheiratet, oder? Ich suche krampfhaft nach einem Ring an meinem Finder. Keiner da, hm. Ok, indisches Essen. Vielleicht kann er es mir schmackhaft machen. Ich schlage morgen abend vor. Um acht an der Stelle, an der wir gerade stehen. Er gibt mir seine Telefonnummer und will mich zu "tuuhday" überreden. Tuesday? Nein. Two day? Nein. Today meint er. Nein today geht nicht, today bin ich busy. Bis morgen!
Die Überfahrt mit einem kleinen Holzkahn ist angenehm, abgesehen davon, dass das Boot erst ablegt, wenn 12 Leute bezahlt haben. Egal wie lange das dauert. Wer's eilig hat, bezahlt halt die Differenz :-)
Wir legen an, es erwartet uns ein Anblick von vermüllten Holzhütten und Unmengen an Plastetischen und -stühlen zum Essen und ca. 8 Läden, die uns Fahrräder vermieten wollen. Ok, die Insel hat immerhin eine Größe von ca. 7 x 2 km. Und außerdem ist man mit dem Fahrrad vor Schlangen sicher :-)

Also losgeradelt auf einem roten uralten Mountainbike und hinein in den Dschungel. Auf kleinen feuchten Wegen geht's durch diverse Riesenpflanzen, Palmen, Sträucher usw. Ständig krabbelts an meinen Beinen, Warane huschen ins Gebüsch, sobald sie mich hören. Sonst ist Stille, also Dschungelgeräusche pur, wenn nicht gerade eine Tandem mit singenden Chinesen vorbeikommt. Wirklich! Irgendwann erreiche ich die andere Seite, kein Mensch zu sehen, dafür eine Hängematte und ein Hund, der wie ein Fuchs aussieht. Er schleicht so nah an mir rum, dass ich kurz überlege, ob ich gegen Tollwut geimpft bin und ob es hier sowas überhaupt gibt. Ich versuche es mir auf der schmalen Hängematte gemütlich einzurichten, aber der Anblick von Müll und Krebsen und die dauernden Mückenstiche lassen mich schnell wieder aufbrechen. Ich probiere kleine Wege aus und finde doch tatsächlich das Liebesnest zweier Männer, tststs .... Die Armen müssen hierher flüchten, in Singapur ist das strengstens untersagt. (Dazu fällt mir ein, dass es hier interessante Menschen gibt, deren Geschlecht nicht eindeutig zu bestimmen ist. Auf den ersten Blick Frauen, mit sehr hoher Stimme, Schlaghosen, tailliert und lackierte Fingernägel. Aber irgendwie sind das doch Männer. Lächeln ganz freundlich :-) Versuch mal bei Gelegenheit ein Foto zu machen.)
Am Ende der Tour wage ich mich an chinesisches Essen. Alles steht voller großer Wannen, gefüllt mit lebenden Fischen, Muscheln, Krabben usw. Ich bestelle etwas ohne Fisch und ohne Fleisch. Das geht nicht. Doch sage ich. Ich bekomme Reis und Gemüse, wie beim Chinesen :-) Dazu eine Kokosnuss als Getränk und Nachtisch zugleich, wie praktisch.
Über jedem Tisch hängt eine Plastetüte, gefüllt mit Wasser. Für die Vögel sagt der Besitzer. Verstehe ich nicht. Aber 5 Euro wollte er haben! Ich konnte es nicht mal nachprüfen, weil mein Abrechnung auf chinesisch war.
Dann wieder nach Hause, anderer Bus, andere Station, und plötzlich ist alles voller indischer Männer. Sie strömen mir entgegen, überall halten Reisebusse und spucken noch mehr indische Männer aus. Was ist hier los? Was machen die Sonntag Abend in Little India??? Vorschläge erwünscht.
1 Comments:
Irgendwie bist Du doch verrückt
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