10. April 2007

Interkulturelles Training on the Job

Nein, ich erlebe nichts Spannendes mehr. Denn: Ich konzentriere mich jetzt voll auf die Arbeit. Jawohl! Seit dieser Woche muss ich richtig was tun, habe eine vertrauensvolle Aufgabe zum Thema Compliance bekommen. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen :-) Jedenfalls hat es mir heute gleich mal acht Stunden Schulung eingebracht. Das heißt interkulturelles Training live. Alle Vorurteile und leise Vorahnungen haben sich bestätigt. Dass man beim Essen schmatzt und schlürft geht ja noch, aber dass die hier wirklich ständig rülpsen lässt mich immer wieder aufschrecken. Völlig ungeniert wird gerülpst und gepupst, ohne dass auch nur eine leise Entschuldigung oder ein Anflug von Peinlichkeit kommt. Nichts. Es wird weiter gerülpst, vor sich hin, im Gespräch, am Telefon. Ans Handy darf man ja auch immer gehen, mitten in einem Meeting oder Vortrag führt man in voller Lautstärke sein Gespräch. Ohne um einen späteren Anruf zu bitten, nein, das wird alles in einer Seelenruhe sofort am Platz besprochen. Der Redner macht derweil in seinem Vortrag weiter. Warum auch nicht. Aber verzweifelt bin ich an etwas anderem: Meine Nachbarin hat Schnupfen. Folglich, denkt man, putzt sie sich oft die Nase. Falsch! Nase putzen ist verpönt, es wird geschnieft! Sie hat sich wirklich zweimal pro Minute (und das acht Stunden lang!) die Nase hochgezogen. Tupfen darf man mit Entschuldigung. Wer wirklich ein Taschentuch benutzen möchte, muss auf Toilette gehen. Was bin ich froh, dass ich hier keine Allergien habe.
Abgesehen davon war die Schulung sehr lehrreich, ich habe die Dame sehr gut verstanden, was wohl daran lag, dass sie Deutsche war und ihr Englisch damit sauber. Auch den Amerikaner im Video habe ich verstanden, die Chinesen und Inder hingegen nicht :-)
Auf dem Nachhauseweg fing es an zu regnen. Und zwar so, dass man innerhalb von drei Sekunden durchgeweicht ist. Aufgrund meiner weißen und damit fast transparenten Kleidung blieb mir also nichts anderes übrig, als in einen indischen Foodcourt zu gehen und mich von alten Indern anlächeln und bedienen zu lassen. Dabei war auffallend, dass denen neben einem dichten Schnurbart auch immer ein richtig langes Büschel schwarzer Haare aus den Ohren wächst. Guten Appetit! Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die Hühnchenteigtasche "not spicy" so scharf war, dass mir das Wasser in Augen und Nase stieg. Aber, ich habe gelernt, Nase hochziehen! Bloß nicht schnäuzen! Ob ich mir das in Deutschland wieder abgewöhnen kann? Zur Belohnung habe ich mir ein Stück Parmesan, echte Butter und Toast gekauft - 10$. Aber irgendwas muss doch mal schmecken. Ach ja, und ich habe Bangkok gebucht: 11.-13. Mai. Urlaub!